To gender or not to gender

von Frauke Neumann


Sprache im ständigen Wandel


Erinnern Sie sich noch an die große Diskussion um die neue deutsche Rechtschreibung?
Seit der Einführung 1996 ist viel Wasser den Fluss (Fluß) hinunter geflossen und mehr oder weniger alle haben sich an das „dass“ (daß) gewöhnt.

Hatten Minderheiten in der Vergangenheit in der Gesellschaft keine Stimme, finden sie heute zunehmend mehr Gehör. Und dieser Auseinandersetzungsprozess findet sich in unserer Sprache wieder - sie ist diverser geworden.

In Deutschland gibt es keine Institution, die sprachliche Regeln festlegt. Das Leibniz-Institut und der Rat für deutsche Rechtschreibung dokumentieren diesen Sprachwandel nur und entwickeln Regeln aufgrund von Usus und Sprachwandel daraus weiter.     

Die deutsche Sprachentwicklung ist also demokratisch, findet in der Mitte der Gesellschaft statt und ist dadurch geradezu vielfältig und divers.

Sprache ist keine zarte Pflanze, die geschützt werden muss, sondern ein sehr mächtiges, hoch flexibles System, das wächst und sich weiter entwickelt.

 

Mogelpackung „generisches Maskulinum“


Gendern gefährdet die Leserlichkeit von Texten. Auch wir haben für unsere Kund:innen Präsentationscharts erstellt, auf denen vermeintlich gendergerecht steht: „In der folgenden Präsentation wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit ausschließlich die männliche Form verwendet. Sie bezieht sich auf Personen jedes Geschlechts.“

Aber: Nur wer von Frauen spricht, meint sie auch! Diverse wissenschaftliche Studien widerlegen eine schlechtere Lesbarkeit von geschlechtergerechten Texten und auch, dass Frauen sich mitgemeint fühlen.

In experimentellen Studien konnte nachgewiesen werden, dass Teilnehmende zuerst an Männer dachten, wenn ihnen ein Satz im generischen Maskulinum – etwa „Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“ – in Kombination mit einem Personenbild gezeigt wurde. Zeigte das Foto in diesem Fall eine Frau, waren die Reaktionszeiten wesentlich länger.

Im Duden sind seit kurzem die Einträge für Personen- und Berufsgruppen in gendersensibler Sprache verfasst: Alle neuen werden automatisch in weiblicher und männlicher Form aufgenommen, alle bestehenden werden sukzessive um die weibliche Form ergänzt. So findet sich jetzt unter „Fleischer, der“ die Ergänzung „männliche Person“. Dazu findet sich nun auch „Fleischerin, die“. Auch der Duden-Verlag sieht sich eher in einer außenstehenden Rolle: Er beobachtet, wie sich der Sprachgebrauch gesellschaftlich verändert, um dann darauf zu reagieren.
 

Zielgruppen im Blick - im War of Talents


Können Sie auf Bewerberinnen und Kundinnen zu verzichten? Wollen Sie an Ihren eigenen Mitarbeiterinnen vorbei kommunizieren? Fast 51 Prozent der deutschen Bevölkerung ist weiblich - diese zu ignorieren ist ein Luxus, den ein Unternehmen sich erst einmal leisten können muss - gerade in Zeiten von Fachkräftemangel.

Wenn Sie eine gendersensible Sprache im Unternehmen umsetzen, werden Sie positiv ins Auge stechen. Ihre Zielgruppe wird wahrnehmen, es mit einem Unternehmen zu tun haben, das Haltung zeigt und für Vielfalt und Fairness steht. Sprache kann so zum entscheidenden Marketing-Vorteil werden.

Je diverser, desto erfolgreicher. Eine McKinsey Studie­ aus 2018 belegt den Zusammenhang zwischen Diversität und Geschäftserfolg: So verdoppelt sich bei deutschen Unternehmen die Wahrscheinlichkeit, überdurchschnittlich profitabel zu sein, wenn Vielfalt im Management gelebt wird.

 

Seien Sie kreativ statt dogmatisch: Es gibt mehr als den einen „richtigen“ Weg
Es wird immer sprachliche Varianten und Optionen geben und keine richtige Lösung im Sinne von faktischer Wahrheit. Nehmen Sie sich selbst (als Person) als Übungsfeld und fangen Sie einfach an, Schritt für Schritt.

03. Mai 2021 | Frauke Neumann
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